V. Katholische Jugend im Widerstand?



1. Klärung des Begriffs "Widerstand"
2. Das Widerstehen der katholischen Verbände
3. Der Widerstand katholischer Jugendlicher
Fußnoten mit Links zu den Literaturangaben

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1. Klärung des Begriffs "Widerstand"

a. Der traditionelle Widerstandsbegriff
b. Bedingungen für Widerstand im totalen Staat
c. Ausweitung und Differenzierung des Widerstandsbegriffs

a. Der traditionelle Widerstandsbegriff

Der Begriff "Widerstand" bezog sich in der historischen Forschung nach dem von außen herbeigeführten Ende des totalitären Regimes in Deutschland zunächst ausschließlich auf Aktionen, "...die aus prinzipiellen (...) Erwägungen bewußt und absichtsvoll unter Inkaufnahme eines Risikos für Gesundheit und Leben gegen das Regime mit der klaren Perspektive der Ablösung gerichtet war."306 Höhepunkt dieser Versuche war die Aktion der Männer vom 20. Juli 1944. Ebenso zum - letztlich erfolglosen - politischen Widerstand ist die unter hohen Verlusten fortgeführte Opposition von Seiten der Kommunisten und Sozialisten zu rechnen. Diese enge Definition von Widerstand beinhaltet die Tendenz "... die Geschichte des Widerstands in einem dualistischen Sinne zu interpretieren, die Existenz des »anderen Deutschland« der nationalsozialistischen Wirklichkeit gegenüberzustellen."307 Davon abgesehen, daß diese starre Gegenüberstellung auch den Persönlichkeitsentwicklungen und den verschiedensten Motivationen der aktiven Widerstandskämpfer nicht Rechnung trägt308, wird diese ausschließliche Sichtweise auch der Realität in der breiten Bevölkerung nicht ganz gerecht.

Widerstand im oben genannten Sinne war, und konnte es nicht anders sein, ein "...Widerstand ohne Massenbasis, ein Widerstand »ohne Volk«"309, denn bei der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland handelte es sich nicht um eine Fremdherrschaft, sie muß vielmehr als "Produkt der Gesellschaft selbst"310 gesehen werden. So muß auch die Entstehung von Widerstand in ihrer Wechselwirkung mit dem Ausbau des NS-Regimes erkannt werden. "Die häufige statische Gegenüberstellung von Widerstand und Nationalsozialismus wird der Prozeßhaftigkeit und Interdependenz von NS-Herrschaft und Widerstand nicht gerecht."311

b. Bedingungen für Widerstand im totalen Staat

Ein Widerstandsbegriff, der historisch brauchbar sein soll, "...muß stets auf die konkreten Rahmenbedingungen des zugehörigen Herrschaftssystems bezogen sein."312 Die Rahmenbedingung, die der Nationalsozialismus den Menschen zumutete, war der Anspruch auf totalitäre Herrschaft.313 Sicher wurde dieser Anspruch nicht überall und in allen Lebensbereichen gleich umfassend verwirklicht, aber zumindest der Anspruch erstreckte sich auf "...mehr als ein Monopol auf politische Willensbildung..." im Sinne einer "traditionellen Staatszugehörigkeit". Das Totalitäre des Regimes bezog sich über die Zuständigkeit des Staate hinaus "... auf Erfassung der gesamten menschlichen Existenz, auf Sinngebung des Lebens und auf Gewissensformung."314 Ein angemessener Widerstandsbegriff muß demnach Bezug nehmen auf diesen totalitären Anspruch im Alltag des nationalsozialistischen Staates. Das bedeutet, daß in einem Staat, der bis in den Alltag hinein Zeichen der Konformität fordert, der Begriff des Widerstands nicht nur auf politisch motivierte Handlungen begrenzt sein kann, sondern, daß auch an sich unpolitische Alltagshandlungen, die diesem Anspruch entgegenwirken, unter diesen Begriff fallen.

c. Ausweitung und Differenzierung des Widerstandsbegriffs

Dieses Alltagsverhalten der Bevölkerung untersuchte beispielsweise Martin Broszat in seinem Projekt "Bayern in der NS-Zeit" und arbeitete für das Verhalten der Bevölkerung den Begriff der "Resistenz"315 heraus. "Resistenz im Sinne dieser Begriffsbildung bedeutet ganz allgemein: wirksame Abwehr, Begrenzung, Eindämmung der NS-Herrschaft oder ihres Anspruches...".316 Für die Bewertung des Handelns fordert er, das Verhalten nicht nur an den Motiven und der Zielsetzung zu messen, "...sondern auch an dem Verhältnis zu der realen Situation aus der diese Opposition entstand, an ihrer größeren oder geringeren Schwere und Leichtigkeit, dem Maß ihrer individuellen oder kollektiven Zumutbarkeit."317

Das Kriterium, ob Widerstand geleistet wurde, wäre nach Konrad Repgen demnach die Frage, "...ob ein bestimmtes Verhalten von einzelnen oder von Gruppen damals Risikocharakter hatte oder nicht."318 Um anwensbar zu bleiben, muß dieser sehr weit gefaßte Widerstandsbegriff differenziert werden, da die Fortführung einer katholischen Jugendgruppe 1935 ein geringeres Risiko bedeutete, als der Versuch vom 20. Juli 1944, die totalitäre Herrschaft zu beseitigen. Beides war in verschiedenem Sinn "Widerstand", deshalb ist eine Abstufung erforderlich. Die Gruppe von Historikern um die "Kommission für Zeitgeschichte" hat dazu eine vierstufige Differenzierung herausgearbeitet.319

Die erste Stufe wird mit dem Begriff Nonkonformität bezeichnet. Sie umfaßt alle Äußerungen und Handlungen, die punktuelle Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen. Damit sind Handlungsweisen gemeint, "...die in nicht-totalitären Systemen alltägliche Belanglosigkeiten ohne politische Qualität bedeuten..."320, wie zum Beispiel Klagen über schlechte Löhne der Arbeiter, oder die Vernachlässigung des Hitler-Grußes. Die Nonkonformität in diesem Sinne bedeutet nur eine punktuelle Eingrenzung des Totalitären.
Die nächste Stufe des Widerstandes bewirkt dagegen eine "partielle Eingrenzung" des totalitären Anspruchs. Diese als Verweigerung bezeichnete Stufe schafft ein Distanziert -Bleiben meist einer Gruppe, die sich "dem ständigen Gleichschaltungszwang nicht unterwirft und ihre Identität (...) verteidigt."321 Sie ist aber grundsätzlich defensiv angelegt. Trotzdem begrenzt "...diese Nicht-Anpassung (...) die Herrschaft, (...) die Realisierung des Totalitären in einem konkreten Bereich"322, deshalb wird dieses Verhalten vom Regime als "Auflehnung und Widerstand" interpretiert und je nach Erwägungen der Zweckmäßigkeit verfolgt.
Im Gegensatz zur vorhergehenden ist die dritte Stufe offensiv ausgerichtet. Der öffentliche Protest, ob nun realisiert oder nur angedroht, "...richtet sich gegen einen Teilbereich, einen allerdings wesentlichen Teilbereich des Systems."323 Trotzdem kündigt diese Form noch nicht generell die Loyalität zum System auf.
Der Umsturzversuch als vierte und höchste Stufe bedeutet hingegen ein offenes und "generelles Nein zum Regime und System" und entspricht dem Begriff von politischem Widerstand oder aktivem Widerstand in engem Sinne. Darunter sind alle Aktivitäten zu verstehen, "... die auf politischen Umsturz des Regimes hin orientiert waren und also nicht nur ein partielles, sondern ein generelles Nein zum Regime bedeuteten."324

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2. Das Widerstehen der katholischen Verbände

a. Widerstand der Amtskirche
b. Widerstand und Zeugnis
c. Widerstand der Jugendverbände

a. Widerstand der Amtskirche

Das Verhalten der katholischen Verbände ist in Beziehung zu sehen mit der Situation und dem Verhalten der Amtskirche in ihren hierarchischen Strukturen. Worin lag also der Widerstand der katholischen Kirche? "Ein Umsturz lag in der Regel außerhalb der Vorstellungskraft und der Möglichkeiten von Geistlichen und Gläubigen..."325. In dem geschilderten Sinne ist die Aussage, es habe "...keinen katholischen Widerstand in Deutschland gegeben, es hat nur Katholiken im Widerstand gegeben"326, sicher richtig.

Es ist aber auch zu beachten, daß es der Kirche als Institution kaum möglich war, Widerstand in diesem Sinne zu leisten, oder es zumindest fraglich bleibt, ob dies sinnvoll gewesen wäre. "Die katholische Kirche war die wichtigste gesellschaftliche Großgruppe, die im Dritten Reich mit intakten Institutionen und eigenem Wertsystem übrig geblieben ist"327. Damit stand sie dem totalitären Anspruch des Staates öffentlich entgegen. "Auch wenn die Kirche kein Faktor des gewollten Widerstands gegen den Nationalsozialismus war, blieb sie überwiegend ein Faktor der Entfremdung von seinem Geist."328

Eine offene politische Opposition hätte diese Möglichkeit in Frage gestellt. Dasselbe gilt natürlich für die katholischen Jugendverbände, die mit einem offenen Konfrontationskurs die Möglichkeit aufgegeben hätten, die Entwicklung der jungen Katholiken im NS-Staat zu begleiten. Das Verhalten der katholischen Kirche wird also in breitem Maße dem Bereich der Resistenz zuzuordnen sein. Es muß aber auch darauf hingewiesen werden, daß es teilweise Verhaltensweisen gab, die über die Resistenz mit ihrer defensiven Grundrichtung hinausgehen.

In den Hirtenbriefen und Verlautbarungen der Bischöfe wurde auch die offensive Stufe des Protestes erreicht. "Die Erinnerung an vorstaatliche Grundrechte des Menschen, mochten sie auch ohne jede konkrete Kritik an bestehenden Zuständen oder laufenden Maßnahmen erfolgen, mußte notwendig als Verurteilung der Handlungen gelten, die sie erforderlich machten."329 So kann im Bezug auf das Verhalten der Kirche gesagt werden: "Im Verhalten von Geistlichen beider Konfessionen fällt es schwer, Resistenz und Widerstand zu unterscheiden; für sie galten, nicht zuletzt wegen erhaltener legaler Handlungsspielräume, Sonderbedingungen."330

b. Widerstand und Zeugnis

Zur Rolle der katholischen Kirche bietet Heinz Hürten eine Interpretationsmöglichkeit an, die auch zum einen die theologische Dimension des Problems umfaßt, zum anderen aber die Grenze der Geschichtswissenschaft beachtet.331 Dazu unterscheidet er zwischen dem Begriff des "Widerstandes", der politisch motiviert ist und dem Begriff des "Zeugnisses", bei dem es um die Treue zum eigenen Glauben gehe. Er weist darauf hin, daß sich die Bischöfe dagegen verwahrt haben, politisch zu handeln. Vielmehr müsse das Verhalten der Kirche unter dem Gesichtspunkt dessen gesehen werden, was sie lehrt. Widerstand in diesem Sinne wird verstanden "... als Treue zum Überlieferten, zum Glauben an Gott und Kirche..." und verweist damit "...auf die religiöse Grundlage des Verhaltens von Kirche und Katholiken unter der Herrschaft Hitlers."332 In seiner Wirkung war dieses Verhalten der Kirche sicher politisch; dies geht schon aus der Einschätzung der Nationalsozialisten hervor. Die Motivation war aber eine andere. Es ging der Kirche darum, Zeugnis zu geben für ihre Wahrheit, die ihrer eigenen Überzeugung nach der Ideologie des Nationalsozialismus entgegenstand. Hürten meint im Bezug auf die Auseinandersetzung der Kirche mit der Weltanschaung des Nationalsozialismus: "Die Präsentation der kirchlichen Überlieferung reichte in vielen Fällen auch ohne aktualisierte Zuspitzung aus, um die Distanz zum Nationalsozialismus deutlich zu machen."333
Diese Trennung zwischen Zeugnis und Widerstand kann deshalb nur theoretisch sein. In der Praxis fiel beides natürlich zusammen. Mit dem Begriff "Zeugnis" wird das Verhalten der Kirche und ihrer Gläubigen jedoch in einen anderen Sinnzusammenhang gestellt.

c. Widerstand der Jugendverbände

Das oben über die Kirche Gesagte kann auch auf die katholischen Verbände angewandt werden. Auch für die Leitung der Verbände konnte es unter den konkreten Bedingungen nicht das Ziel sein, einen politischen Umsturz herbeizuführen. Es wurde jedoch versucht, eigene Strukturen aufrechtzuerhalten, von denen aus dann in die Gesellschaft hinein gewirkt werden konnte.334 Daß dies gelang, zeigt die Treue, die die Jugendlichen zur Kirche und zu den Verbänden aufbrachten. "Die Reichsleitung trieb also einer Politik der Defensive." Anders bei den Vereinen, Gruppen und Mitgliedern: "Sie entwickelten nicht selten, gestützt durch den defensiven Kurs der Reichsleitung, offensive Tätigkeiten".335

Diese gingen wie in Kapitel IV aufgezeigt bis zu aktiven Widerstandshandlungen gegen das Regime. Dabei war der aktive Widerstand nicht unbedungt katholisch im Sinne einer rein kirchlichen Angelegenheit, oft jedoch getragen und motiviert von einer im kirchlichen Rahmen erlangten und gestützten inneren Überzeugung. "Die »Weiße Rose« und der »20.Juli 1944« waren keine »katholische« Sache, wenngleich überall Katholiken dabei waren, die ihr Gewissen, das Gewissen gläubiger Christen, dahin getrieben hatte."336

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3. Der Widerstand katholischer Jugendlicher

a. Die Verteidigung des "Jugendreiches"
b. Handeln als junge Christen

In den Kapiteln III und IV dieser Arbeit wurde das Verhalten der Jugendlichen ausführlich dargestellt. Wie gesehen kamen darin die aufgeführten Stufen von Widerstand, von Nonkonformität bis hin zu Beteiligung an aktiven Widerstandshandlungen, vor. Der Schwerpunkt wird wohl auf der zweiten Stufe, der gesellschaftlichen Verweigerung, bzw der Resistenz gelegen haben. Es bleibt noch die Frage, von welcher Grundlage aus die jungen Katholiken zu ihrem gezeigten Verhalten gekommen sind.

a. Die Verteidigung des "Jugendreiches"

Zunächst waren die katholischen Jugendlichen einmal junge Menschen, die, wie viele ihrer Altersgenossen auch das Bedürfnis nach einer jugendlichen Lebenswelt gehabt haben. Die Vision vom Jugendreich, wie sie in der Jugendbewegung formuliert worden war, wirkte hier weiter, auch wenn gerade in der Endphase des Dritten Reiches, die damaligen Jugendlichen die Zeit der "Bündischen Jugend" in der Weimarer Republik nicht mehr bewußt erlebt haben dürften. Verstärkt wurde diese Tendenz durch eine "...immer mehr erstarrende, sich von jugendbewegten Elementen »säubernde« Hitler-Jugend...". Von diesem Blickwinkel aus gesehen ist der Widerstand der katholischen Jugend einfach Bestandteil des gesamten Bereichs von Resistenz und Opposition der Jugend im Dritten Reich, der bestimmt war von dem "...Bedürfnis, (...) den jugendbündischen Lebensstil der Endphase der Weimarer Republik aufrecht zu erhalten."337

Ein Erlebnisbericht faßt die Motive unter diesem Gesichtspunkt folgendermaßen zusammen: "Es war keine große Opposition, die das Vaterland vom Tyrannen hätte befreien können. Aber man wollte eigene Rechte und die Freiheit, auch der Religion, und man hatte - trotz mancher Ängste - einen jungenhaften Spaß an unserem eigenständigen und abenteuerlichen Gruppenleben."338

Daß es sich bei dem Verhalten der katholischen Jugend nicht unbedingt immer um eine grundsätzliche Opposition gegenüber der Staatsmacht gehandelt haben muß, bestätigt auch Barbara Schellenberger in ihrer Studie. "Man darf nicht jede spontane Reaktion katholischer Jugendlicher auf Eingriffe in ihr Jugendreich mit politischem Widerstand gleichsetzen. Oft werden die lokalen Auseinandersetzungen einfach auf Konkurrenzkampf und auf jugendliche Trotzhaltung zurückzuführen sein."339 Aber auch das nicht unbedigt nur religiös motivierte Verhalten der Jugendlichen verdient Respekt. Sich einfach das gute Recht auf ein eigenes Leben nicht nehmen zu lassen, auch unter der Gefahr der staatlichen Strafverfolgung, ist auch eine Form des Widerstandes gegen ein totalitäres System. Rückblickend wünschte man sich heute im Rückblick diese natürliche Reaktion von mehr Menschen in der damaligen Zeit.

b. Handeln als junge Christen

Über die oben genannte Motivation hinaus, sahen sich die katholischen Jugendlichen jedoch durchaus eingebunden in das Schicksal der Kirche. Ein Ausschnitt aus einem Brief, den Hans Niermann an seine Eltern schrieb, macht dies deutlich:

Wir stehen ja nicht für einen Verband oder eine Centrale, sondern für den Bestand des katholischen Lebens in Deutschland. Werden das alle begreifen? Oder wird die brave Bürgerlichkeit an einer faulen »Haltung« mehr Gefallen finden und den Kampf »den unreifen Jungen« überlassen, die dann ein unnützes Martyrium schaffen? Wir aber leben nach den Wort unseres Generals: »Menschen wagen, um Christen zu gewinnen! ...« Wir lieben den General, weil er uns wirklich Führer ist." 340

Der Generalpräses der katholischen Verbände hat dies in einer Denkschrift im August 1935 den Bischöfen deutlich gemacht. Auch die katholische Jugend verstand ihre Weiterarbeit unter widrigsten Umständen als "Ausdrucksform kirchlichen Lebens"341 und damit als "Martyrium" für ihren Glauben:

.. jeder jüngste Jungschärler, der zur Sache hält, aber auch jeder Kaplan, der seinen Verein durchhält mit letzter Hingabe, sie müssen in der lebendigen Überzeugung sein können: Hinter mir steht der Bischof, in seinem Willen und Auftrag handle ich, in ihm aber sehe ich Christus (...) Diese Haltung, dieser Gedankengang allein läßt die vielen, die es getroffen hat und treffen wird, Unehre und Mißhandlung ertragen, hält sie aufrecht in Arbeitslosigkeit und im Gefängnis."342

Sicher mag der Begriff "Martyrium" für das Maß der Verfolgung, das die Mehrzahl Jugendführer zu erleiden hatte, hochgegriffen sein, aber "...unzweifelhaft wurde die unter Gefahren durchgehaltene Treue zu dieser Ausgestaltung kirchlichen Lebens als Zeugnis für Christus unter Einsatz der eigenen Person (...) betrachtet."343 Dies ist genau das, was unter dem Begriff Martyrium verstanden wird. Dieses Verhalten war nicht nur von den Verbänden und der Amtskirche getragen, sondern wirkte auch wieder auf diese zurück. So kann mit Barbara Schellenberger die Bedeutung der Arbeit der katholischen Jugend folgendermaßen zusammengefaßt werden:

Der Kampf der katholischen Jugend um ihre Existenz stimulierte den Kampf der gesamten katholischen Kirche und trug, im Zusammenwirken mit ihr, wesentlich dazu bei, daß der nationalsozialistische Totalitätsanspruch in einem äußerst wichtigen gesellschaftlichen Bereich, der deutschen Jugend, nicht voll durchgesetzt worden ist."344

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Fußnoten mit Links zu den Literaturangaben

306 Tenfeld: Soziale Grundlagen, S. 799
307 Mommsen: Deutsche Gesellschaft
308 vgl. dazu: Mommsen: Deutsche Gesellschaft
309 Schmädeke: Widerstand, S. XXII
310 Broszat: Alltag, S. 54
311 Broszat: Alltag, S. 55
312 Gotto: Bilanz, S. 122
313 vgl. Buchheim: Herrschaft
314 vgl. Gotto: Bilanz, S. 123
315 Diese Wortwahl die aus dem Bereich der Medizin entlehnt ist wird verschiedentlich kritisiert wegen der Unübersetzbarkeit der Differenzierung Widerstand und Resistenz. (der englische bzw. französische Begriff "resistance" bedeutet selbst schon Widerstand. Richard Löwentthal bietet hierzu den Begriff "gesellschaftliche Verweigerung" an. Vgl. Löwental: Totaler Staat, S. 621, Anm. 1
316 Broszat: Alltag, S. 49
317 Broszat: Alltag, S. 51
318 Gotto: Bilanz, S. 123
319 vgl. zum folgenden: Repgen: Katholizismus, S. 12
320 Repgen: Katholizismus, S. 13
321 Diese Stufe entspricht in etwa dem Begriff "Resistenz" wie er von Broszat eingeführt wird.
322 Gotto: Bilanz, S. 124
323 Repgen: Katholizismus, S. 12
324 Gotto: Bilanz, S. 124
325 Schmädeke: Widerstand, S. XXIII
326 K.O. v. Aretin: Der deutsche Widerstand gegen Hitler. Zit. nach: Scholder: Kirchenleitung, S. 255
327 Gotto: Bilanz, S. 138
328 Löwenthal: Totaler Staat, S. 627
329 Hürten: Zeugnis, S. 150
330 Tenfeld: Soziale Grundlagen, S. 809
331 vgl. Hürten: Zeugnis
332 Hürten: Zeugnis, S. 151
333 Hürten: Zeugnis, S. 148f
334 zum Beispiel durch die katholische Presse. siehe Kapitel III.4.d.
335 Schellenberger: Katholische Jugend. S. 177f
336 Repgen: Katholizismus, S. 13
337 Klönne: Jugendliche Opposition, S. 206
338 Erlebnisbericht, zit.nach: Klönne: Jugend, S. 197
339 Schellenberger: Katholische Jugend. S. 179
340 Brief von H. Niermann an seine Eltern, 26.8.1935; zit. nach: Schellenberger: Katholische Jugend, S. 141, Anm. 399
341 Hürten: Zeugnis, S. 154
342 Wolker an dt. Episkopat (Oktober 1935). Druck: Stasiewski: Lage der Kirche II, S. 249
343 Hürten: Zeugnis, S. 154
344 Schellenberger: Katholische Jugend, S. 180

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